Braunschweig für ALLE - Inklusionstage am Schlossplatz

Viele Interessierte und auch bekannte Gesichter besuchten unseren Stand. Es war ein schöner aber auch sehr heißer Tag auf dem Schlossplatz. Neben unserem Infostand stellten wir mit einer kleinen sportlichen Aktion den Blindenfußball näher vor. Die Besucher und Besucherinnen waren eingeladen an einer  Selbsterfahrungsübung teilzunehmen. Blind mit dem Ball am Fuß durch eine Hindernisparcours zu dribbeln und am Ende ein Tor zu schießen. Das geschah unter unserer Anleitung und sicheren Begleitung. 

Hintergrundwissen zum Blindenfußball: 

 

Blinde Fußballer spielen nach Gehör. Die Feldspieler sind blind oder haben einen geringen Sehrest. Und müssen sich deshalb allein auf ihre Ohren verlassen. Daher ist der Ball nicht nur rund, sondern eingebaute Rasseln signalisieren den Spielern, wo sich das Leder gerade befindet. Auch wichtig neben einem guten Gehör: Orientierungssinn, Intuition und Körperbeherrschung. Blinde Fußballer führen den Ball ganz eng. Durch eine spezielle Lauftechnik scheint der Ball am Fuß zu kleben. Und es ist faszinierend zu sehen, wie Spieler im Blindenfußball den Gegner ausdribbeln, präzise Pässe spielen und unhaltbare Torschüsse gegen den Torhüter, der als einziger sehen darf, platzieren.

 

Der Ball ist beim Blindenfußball etwas kleiner und vor allem deutlich schwerer als der normale Fußball (vergleichbar mit einem Futsal-Ball). Der Grund: In das Spielgerät sind Rasseln eingebaut, damit die Spieler ihn akustisch wahrnehmen und lokalisieren können. Außerdem soll der Ball möglichst nicht so hoch springen. Kleiner ist auch das Spielfeld: 20 mal 40 Meter misst es. Beim Blindenfußball sind die Längsseiten durch Banden begrenzt und werden ins Spiel aktiv einbezogen. Die Spieldauer beträgt 2 x 20 Minuten reine Spielzeit. Hier wie dort muss das Runde ins Eckige. Das Tor beim Blindenfußball ist aber etwas größer und entspricht dem Hockeytor (3,66m x 2,14m).

 

Eine Mannschaft besteht aus vier Feldspielern und einem Torwart. Die Feldspieler müssen vollblind sein oder bei einem eventuell vorhandenen Sehrest diesen durch das Tragen von Dunkelbrillen ausgleichen. International darf übrigens nur spielen, wer die Hand vor den Augen nicht sehen kann. Der Torwart hingegen darf sehen und muss seine Augen nicht bedecken. Er darf dafür seinen kleinen Torraum nicht verlassen und nur dort den Ball aufnehmen. Alle Spieler tragen zu ihrer Sicherheit einen Kopfschutz. In manchen Teams spielen übrigens Männer und Frauen zusammen.

 

Statt nur eines Schiedsrichters gibt es beim Blindenfußball zwei. Genau genommen sogar drei: Ein dritter Schiedsrichter sitzt am Spielfeldrand, fungiert u.a. als Zeitnehmer und macht den Spielbericht. Außerdem nimmt er die Time Outs und Auswechslungs- wünsche der Trainer entgegen.

 

Die sprachliche Kommunikation auf und neben dem Feld ist enorm wichtig. Die Feldspieler einer Mannschaft erhalten Zurufe von außen: Der Torhüter dirigiert die Abwehr, der Trainer, der an der Längsseite steht, das Mittelfeld, und ein „Guide“ hinter dem gegnerischen Tor unterstützt seinen Sturm. Das führt auf den ersten „Blick“ zu seltsam anmutenden Zurufen wie „10-1“ oder „Wechsel“. Die jeweiligen Feldspieler wissen dann: „Es sind noch 10 Meter bis zum Tor und noch ein Gegenspieler ist dazwischen“ oder „Den Ball auf die andere Seite spielen“. Eine zentrale Rolle auf dem Spielfeld spielt das spanische Wort „Voy“. Es heißt „Ich komme“. Jeder Spieler, der sich dem ballführenden Akteur nähert, muss dieses Wort immer wieder laut rufen.

 

Auch beim Blindenfußball gibt es Fouls, Strafstöße und Freistöße, es gibt gelbe und rote Karten. Aber es gibt kein Abseits!

 

Für die Zuschauer ist ebenfalls so manches anders: Damit die Spieler die Anweisungen und den Ball hören können, ist Anfeuern und Zurufen während des laufenden Spiels – ähnlich wie beim Tennis – Tabu. Nach einem Tor oder bei Spielunterbrechungen darf aber selbstverständlich kräftig gejubelt und applaudiert werden. 

 

Text: Stadt Braunschweig